Warum Erlebnisse in der Natur für Kinder so wichtig sind
– Ein Gastbeitrag von Waldpädagogin Anke Wolfram
Anke Wolfram ist Erzieherin, Psychomotorikerin und Waldpädagogin. Sie weiß: Erlebnisse in der Natur sind wichtig für die Entwicklung von Kindern. Weil MOGLi genau dieses Thema am Herzen liegt, hat Anke einen Gastbeitrag für euch verfasst, der erklärt, warum Kinder so oft es geht in der Natur sein sollten.
Wie Kinder die Natur erleben
Versunken sitzt Maja am Wegrand. Irgendetwas zieht ihre Aufmerksamkeit in den Bann. „Schau mal, die Schnecke lässt sich von mir streicheln.“ Tatsächlich – Maja hält eine große Weinbergschnecke in ihren Händen. Offensichtlich hat sie zufällig durch ihr Streicheln am unteren Teil des Gehäuses die Schnecke aus ihrem Haus gelockt. Solche Kindheitserfahrungen in der Natur prägen sich tief in unsere Erinnerungen ein. Sie sind ein großer Schatz für unsere persönliche Entwicklung.
Kinder werden in der Natur kreativ
Maja baut inzwischen ein Gehege für ihre neue Freundin die Schnecke.
Das ist das Schöne an der Natur: Hier sind Kinder die Gestalter:innen ihrer eigenen, ganz individuellen Spielwelt. Hier gibt es kein Aufräumen oder vorgefertigte Strukturen aus der Erwachsenenwelt. Die Lust an der Entdeckung und Umgestaltung ihrer Umgebung verbindet die äußere Natur mit der eigenen inneren Natur der Kinder.
Wissenschaftlich fundiert: Die Natur als idealer Entwicklungsraum
Was die Kinder intuitiv spüren, belegen inzwischen zahlreiche Studien: Naturerfahrungen sind wichtig für eine positive Entwicklung von Kindern.
Neurobiologe Gerald Hüther und Kinderarzt Dr. Renz-Polster plädieren zum Beispiel in ihrem Buch „Wie Kinder heute wachsen“ für die Natur als Entwicklungsraum. In der Natur können Kinder experimentieren, sich ausprobieren und selbst begegnen. Beobachtet man Kinder zum Beispiel beim freien Spiel im Wald, scheint es als würden sie die menschliche Evolution erneut durchleben. Sie bauen Hütten, sammeln Blätter und hantieren mit Stöcken.
Kinder lernen spielerisch in der Natur
Maja weiß seit ihrer Begegnung mit der Schnecke, dass es Lebewesen gibt, die sich anders fortbewegen als auf zwei Beinen. Sie hat erfahren, dass Schleim klebrig ist und Salat schmecken kann. Nach ihrer Begegnung mit der Schnecke baut sie sich zu Hause einen Kriechtunnel quer durch die ganze Wohnung und will plötzlich leckeren Salat zubereiten. In der Natur lernen Kinder mit allen Sinnen und ihre Neugierde wird zum Motor für ganzheitliches Lernen.
Es muss nicht immer ein Ausflug in den Wald sein
Kinder entdecken nahezu an jeder Straßenecke, hinter jedem Busch und in jeder Pfütze eine spannende Erlebniswelt. Alles was Eltern demnach brauchen, um ihren Kindern eine optimale Lernumgebung zu bieten, sind etwas Zeit draußen und Lust am Beobachten. Dabei wünschen wir euch viel Spaß und freuen uns auf die Berichtet von euren Abenteuern in der Natur.
Anke Wolfram
Anke Wolfram ist Erzieherin, Psychomotorikerin und Waldpädagogin. Seit über zehn Jahren leitet sie die Einrichtung Waldkinder-Regensburg. Außerdem ist sie Autorin des Handbuchs Naturraumpädagogik, Verlag Herder.