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„Natur ist ständig und überall um uns herum“

– ein Interview mit Claudia Wassermann

Claudia Wassermann – Natur- und Wildnispädagogin, Mutter und Lehrerin – lädt uns ein, die Augen für etwas zu öffnen, das uns häufig entgeht: Natur. In unserem Alltag nehmen wir sie oftmals gar nicht mehr bewusst wahr. Doch dabei sind es gerade die kleinen unscheinbaren Naturerlebnisse, die sich täglich direkt vor unserer Nase abspielen und denen wir viel mehr Aufmerksamkeit schenken können.

Claudia Wassermann – Naturpädagogin und Lehrerin

Claudia, erzähle uns gerne mehr von deinem Naturverständnis! Wie können wir Natur im Alltag erleben?

Wir sind alle vom ersten bis zum letzten Atemzug Teil des uns übergeordneten Systems Natur. Doch unsere Lebensrealität – die moderne Welt – lässt uns die natürliche Verbindung heutzutage weniger intensiv erleben. Unser Alltag findet oftmals abgekoppelt von den Vorgängen der Natur statt. Nur weil wir glauben, viele von der Natur bedingten Abläufe beeinflussen zu können – wie zum Beispiel den Tag- und Nachtrhythmus oder Temperaturschwankungen – heißt das noch lange nicht, dass wir nicht trotzdem davon profitieren können, wenn wir uns wieder mehr als ein Teil des großen Ganzen begreifen.
Für Kinder und heranwachsende junge Menschen ist dieses Selbstverständnis – sich selbst als Teil der Natur zu begreifen – elementar. Manchmal auch um Hürden im Umgang mit dem Draußensein abzubauen. Dabei kann das Naturerleben am besten ganz niederschwellig nebenbei passieren. Also in kleinen Häppchen und im Vorübergehen und somit im Alltag einen festen Platz finden. Wie zum Beispiel den Vollmond am Himmel bewundern und sich fragen, wie lange es dauert, bis wieder Vollmond ist. Im Frühling im Wald oder im Park wahrnehmen, welche Grüntöne und Blüten neu dazugekommen sind. Eine Gewitterzelle beobachten, wie sie sich bildet und entlädt. Natur ist ständig und überall um uns herum, wir müssen nur unsere Wahrnehmung dafür schärfen.

Das klingt nachvollziehbar. Doch wieso denkst du, dass die moderne Welt weniger Naturverbindung zulässt?

In unserem Alltag tun wir relativ viel, um uns von den meisten natürlichen Vorgängen abzuschotten: Wir verschließen unsere Fenster mit Rollos vor Sonneneinstrahlung, bauen Fenster mit Vielfachverglasung, um uns vor Kälte und Straßenlärm zu schützen, trinken abgefülltes Wasser aus Plastikflaschen und finden es völlig normal, im Dezember Erdbeeren und Spargel aufzutischen. Um von A nach B zu kommen, lassen wir uns von Google dorthin navigieren. Das Wetter erleben wir vor allem über die App am PC und Smartphone. Wenn uns nicht eine Optimierungsapp daran erinnert, bewegen wir uns tagelang zwischen Wohnung, Auto, Kita und Arbeitsplatz hin und her – ohne jemals auch nur für wenige Kilometer einen naturbelassenen Ort zu durchstreifen. Woher sollen wir dann bitte mitkriegen, wann die Vögel brüten, wo die nächste Trinkwasserquelle in unserem Wald liegt und welcher Baum eine glatte Rinde hat? Natur ist zum Anfassen und zum Beobachten, zum Hinhören und Schnuppern, aber das geht eben nur, wenn wir draußen sind – mittendrin zwischen Wolken, Wind, Bäumen, Wasser, Steinen und Gras.

Und was braucht es, um dem entgegenzuwirken?

Mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Natur im Alltag. Viele alltägliche Naturschauspiele finden zum Glück nach wie vor statt: Sonnenauf- und untergang, Sternbilder am Himmel, Tierspuren, Wetterphänomene, Zugvögel und vieles mehr. Es liegt nur an unserer Wahrnehmungsfähigkeit, wieder mehr darauf zu achten und bei allem, was wir uns nicht erklären können, unserem Entdeckergeist freien Lauf zu lassen.

Was kann deiner Meinung nach Naturverbindung bei Kindern fördern? 

Ich denke, dass am Anfang der kindlichen Entwicklung sehr viel davon abhängt, was einem die eigene Familie vorlebt: Wie oft verbringt man gemeinsam draußen Zeit? Was erlebt man dabei? Welche Verhaltensweisen beobachtet man bei seinen Bezugspersonen im Umgang mit Natur? Jugendliche orientieren sich dagegen hauptsächlich an Gleichaltrigen. Ihnen ist das Erfahren von Gemeinschaft sehr wichtig. Diese Erfahrung lässt sich besonders authentisch im Rahmen von Naturcamps, Wanderungen und Jugendfreizeiten machen. Da sehe ich jede Menge Potenzial, um mit den passenden Angeboten mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit der Natur zu fördern.

Lust auf mehr Natur? Hier findest du spannende Tipps, lustige Spiele und interessante Wald Fakten für Kids!

Kannst du uns genauer erläutern, wieso Naturerfahrungen so essenziell für die kindliche Entwicklung sind?

Weil die Natur genau zu der Form des Lernens einlädt, die der kindlichen Neugier und Entwicklung entgegenkommt. Natur will mit allen Sinnen erfahren werden. Sie wirft ständig neue Fragen auf und lädt dazu ein, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Stimmungen, Gefahren und Schwierigkeiten sind unmittelbar spürbar und prägen sich nachhaltiger als abstrakte Regeln und Vorschriften ein.

Eine gute Naturverbindung ist ähnlich archaisch wie das Urvertrauen eines Neugeborenen zu seinen Bezugspersonen.

Welchen Beitrag können natur- und wildnispädagogischen Angebote leisten?

Sie können definitiv die Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern schulen. Außerdem müssen die Rahmenbedingungen vorhanden sein, dass Menschen sich in der Natur gut aufgehoben fühlen. Naturpädagogische Angebote können Räume aufmachen, in denen Menschen gemeinsam wieder mehr Verbindung zu natürlichen Abläufen knüpfen können.

Und was kannst du Eltern mitgeben? 

Eltern haben eine absolute Schlüsselfunktion, weil sie ihren Kindern die Art, wie sie Natur wahrnehmen und begreifen, vorleben. Eine positive Einstellung, eine neugierige und fragende Herangehensweise, Spaß am Entdecken und Vertrauen in natürliche Abläufe können das Naturerleben der eigenen Kinder unterstützen. Auch dann, wenn man sich als Elternteil vielleicht selbst nicht mehr so naturverbunden fühlt. Gemeinsame Erlebnisse in der Natur hinterlassen nachhaltige Erinnerungen. Oftmals muss man sich nur auf die Neugier der Kinder einlassen, um neue Dinge zu entdecken.

Hast du Tipps für Eltern, um Kinder fürs Draußensein zu motivieren?

Es ist eigentlich ganz einfach: Erlebt möglichst viel draußen! Alltägliche Dinge, wie unter freiem Himmel essen oder schlafen. Praktische Dinge, wie zum Beispiel Wasser aus Trinkquellen schöpfen, Feuer machen oder naturbezogene Dinge, wie Vögel füttern und beobachten, den Sternenhimmel und Wolken betrachten. Und auch wichtig: Spaß und Lust auf Natur machen. Zum Beispiel mit verrückten Aktivitäten, wie spätabends am Waldrand mit den Glühwürmchen Party schmeißen oder eine abenteuerliche Nachtwanderung im Wald unternehmen.

Nehmt alle Fragen, die in Bezug auf natürliche Vorgänge aufkommen, sofort zum Anlass, etwas zu beobachten oder zu erfahren. Stellt euch gemeinsam Fragen und probiert aus! Unter welchen Bäumen wird man bei Regen am wenigsten nass? Oder wohin fließt der Bach hinter dem Kindergarten? 

Zum Abschluss haben wir noch eine Frage: Was sind deine Lieblingsspiele und Aktivitäten mit Kids?

Viele verschiednen Aktivitäten wie Tarn- und Schleichspiele, Wahrnehmungsspiele, Unterschlupf bauen, Feuer machen, Kochen am Feuer oder Geschichten am Feuer erzählen.

Schleichspiele finden wir von MOGLi auch super. Wir zeigen euch, wie der Fuchsgang funktioniert und erzählen spannende Fakten zum Fuchs-Familienleben.

Ob beim Unterschlupf bauen oder beim Lagerfeuer – MOGLi Snacks sind die perfekte Begleitung für jedes Familienabenteuer. In höchster Bio-Qualität und mit Zutaten aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft sorgen sie für eine leckere Stärkung unterwegs.

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